LogoLogo_m  

Schlüchtern

 

 

Kastanienbäume wegen Miniermotte bereits im Spätsommer
häufig braun oder blattlos

  • Bundesweiter SDW Aufruf zum Sammeln von Kastanienlaub
  • Aktionstag "Rettet die Kastanien" am November 2023
  Schlüchtern, den 03.08.2023
Miniermotte bundesweit aktiv Bundesweit machen viele Kastanienbäume bereits einen jämmerlichen Eindruck. Schuld daran ist die Kastanienminiermotte. Viele Blätter sind eingerollt, braun und trocken. Der Laubfall ist schon seit einige Zeit im Gange. Die Vegetationszeit der Kastanien wurde wiederholt frühzeitig beendet.

Schwächung des Baumes

"Dass dieser Zustand langfristig das Überleben der Kastanien erschwert, ist wohl jedem verständlich", erklärt Constantin von Brandenstein,
SDW- Bezirksvorsitzender, "diese jahrelange Schädigung führt zur Schwächung der Bäume und zur höheren Anfälligkeit gegenüber Pilzen".
 

kein Gegenmittel Das einzige, was der Mensch bis jetzt tun kann, ist die Vermehrungskette der Motte durch das Laubsammeln zu unterbrechen. Damit kann die erste Generation der Miniermotte stark minimiert werden, wie Untersuchungen gezeigt haben.
 
Aufruf an Städte und Kommunen "Wir rufen Kommunen und Bürger deshalb erneut auf, im Herbst nach dem vollständigen Blattfall sorgfältig Kastanienlaub zu harken und zu vernichten. In Orten, in denen seit Jahren gesammelt wird, sind die Kastanien wieder bis zum Herbst grün," erläutert Alf Jark, Initiator der Aktion, "im letzten Jahr haben über 450 Kommunen in Eigenregie mitgemacht und ihre Bürger zum Aktionstag, ausgerüstet mit Laubharke, eingeladen. Die meisten Sammelaktionen waren in Schleswig-Holstein, Hessen und Baden-Württemberg. In diesem Jahr werden weitere Städte und Kommunen dazukommen."
 
Aktionstag Der diesjährige Aktionstag findet am 14. November 2020 statt.
Da der vollständige Laubabfall als Folge der Witterungsbedingungen zeitlich unterschiedlich ist, haben in den vergangenen Jahren die Aktionen zwischen Ende Oktober und Ende November stattgefunden. Wichtig ist, dass das Laub möglichst vollständig gesammelt wird, da die Puppen der Miniermotte in den Blättern überwintern. Anschließend muss das Laub durch die Kommune entsorgt werden.
 
Aktionen 2020

Ihre Bereitschaft zum Mitzumachen haben die

Dies ist ein hervorragender Beitrag zur allseits geforderten Nachhaltigkeit. Und ein Beitrag zum Überleben der Kastanien.


Treffpunkt


   
  Karte 

 

 

 

 

 

 

 

Weitere Informationen finden Sie

hier und hier und hier

Hintergrundinformation:

Die Kastanienminiermotte Kastanienblätter mit Flecken oder braune, eingerollte Blätter weit vor dem Herbst – so haben Sie bestimmt schon die Kastanienbäume in Ihrer Stadt gesehen. Schuld daran ist die Kastanienminiermotte (Cameraria ohridella), ein Kleinschmetterling aus der Familie der Miniermotten.

Herkunft der Motte: Eine jahrzehntelange Debatte fand Mitte 2011 ihr Ende. Die Miniermotte stammt nicht, wie oft vermutet, aus Südostasien, sondern aus unzugänglichen Schluchtwäldern des Balkans. Erstmals wurde die kleine, aber hoch invasive Kastanienminiermotte 1984 an kultivierten Rosskastanien um den Ohridsee in Mazedonien entdeckt. Daraus leitet sich auch der wissenschaftliche Name Cameraria ohridella ab. 1986 wurde die Art in einer neuen Gattung wissenschaftlich beschrieben. Seit 1989 erobert die Miniermotte einer Invasion gleich fast ganz Europa.

In Deutschland hat sich die Motte über Bayern und Baden-Württemberg mit einer Geschwindigkeit von ca. 70 km pro Jahr ausgebreitet und ist seit 2003 auch in den nördlichen Bundesländern anzutreffen. Vergleichbar mit Ausbreitungsmustern bei Epidemien ist das Auftreten zuerst an Autobahnen und einigen Bahnstrecken beobachtet worden. Diese Miniermotte hat sich vor allem auf die Rosskastanie als ihre "Kinderstube" spezialisiert. Der Schmetterling legt seine Eier auf der Oberseite der Blätter ab. Nach dem Ausschlüpfen der Raupen bohren sie sich in die Blätter und beginnen dort einen ca. 1 bis 2 mm langen Fraßgang anzulegen - sie minieren. Wenn die Raupen älter werden, wird die Mine fast kreisrund ausgebaut. Dort spinnen sie sich zur Puppe ein und entwickeln sich in ca. zwei Wochen zum Schmetterling.


Larve der Miniermotte

Pro Jahr kann es zu drei bis vier Generationen kommen. Aus jedem Gelege schlüpfen rund 40 Raupen. Ein Mottenweibchen der ersten Generation kann theoretisch - mit ihren "Kindern" und "Kindeskindern" - mehrere tausend Nachkommen pro Jahr haben.

Erste Spuren zeigen sich rund einen Monat nach dem Austreiben der ersten Kastanien- blätter. Wenn die Larven anfangen zu minieren, dann erkennt man die Gänge als weiße "Striche" in den Blättern. Die Larven fressen in den Kastanienblättern die Chloroplasten (die Blattgrünspeicher). Später kommt es zur Braunfärbung der Gänge, die sich auf das ganze Blatt ausdehnen kann. Bei stark befallenen Bäumen kann es bereits im Juli zum Blattabfall kommen. Damit ist die zum Leben notwendige Photosynthese für den Baum frühzeitig beendet.

Geschädigtes Blatt durch die Miniermotte Das bislang wirksamste Mittel gegen die Vermehrung der Miniermotte ist das zügige Beseitigen des Herbstlaubes. Denn die letzte Generation der Kastanienminiermotte überwintert in den Kastanienblättern. Im Frühling steigen hieraus die ersten Schmetterlinge wieder auf und der Kreislauf beginnt von Neuem. Interessant ist, dass ein Befall immer zuerst an den unteren Blättern festgestellt wird. Erst im Laufe des Jahres legt die Miniermotte ihre Eier auf die höher gelegenen Blätter im Baum ab. Da noch nicht vollkommen ausgeschlossen werden kann, dass die Kastanienminiermotte auch im Boden überwintert, empfiehlt es sich, das Kastanienlaub unmittelbar nach dem Abfallen zu entfernen. Das Laub sollte verbrannt, mindestens mit 30 cm Erde bedeckt oder einer professionellen Kompostierung (nicht zu Hause!) zugeführt werden. Da dem Baum durch Abharken der abgefallenen Blätter der Frostschutz am Boden genommen wird, ist es empfehlenswert, in privaten Gärten den letzten Rasenschnitt unter dem Baum zu verteilen. Auf diesem Weg kann man zumindest eine evtl. auch zwei Generationen an "seinem" Kastanienbaum stark eindämmen. Denn die Kastanienminiermotte muss erst wieder von nicht gepflegten Bäumen einfliegen.

Weitere Informationen zur Erkrankung der Kastanien finden Sie in dem Interview mit Dr. Barbara Jäckel vom Pflanzenschutzamt Berlin und Expertin für die Kastanienminiermotte.