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Hintergrundinformation:
Die Kastanienminiermotte Kastanienblätter mit Flecken oder braune, eingerollte Blätter weit vor dem Herbst – so haben Sie bestimmt schon die Kastanienbäume in Ihrer Stadt gesehen. Schuld daran ist die Kastanienminiermotte (Cameraria ohridella), ein Kleinschmetterling aus der Familie der Miniermotten.
Herkunft der Motte: Eine jahrzehntelange Debatte fand Mitte 2011 ihr Ende. Die Miniermotte stammt nicht, wie oft vermutet, aus Südostasien, sondern aus unzugänglichen Schluchtwäldern des Balkans. Erstmals wurde die kleine, aber hoch invasive Kastanienminiermotte 1984 an kultivierten Rosskastanien um den Ohridsee in Mazedonien entdeckt. Daraus leitet sich auch der wissenschaftliche Name Cameraria ohridella ab. 1986 wurde die Art in einer neuen Gattung wissenschaftlich beschrieben. Seit 1989 erobert die Miniermotte einer Invasion gleich fast ganz Europa.
In Deutschland hat sich die Motte über Bayern und Baden-Württemberg mit einer Geschwindigkeit von ca. 70 km pro Jahr ausgebreitet und ist seit 2003 auch in den nördlichen Bundesländern anzutreffen. Vergleichbar mit Ausbreitungsmustern bei Epidemien ist das Auftreten zuerst an Autobahnen und einigen Bahnstrecken beobachtet worden. Diese Miniermotte hat sich vor allem auf die Rosskastanie als ihre "Kinderstube" spezialisiert. Der Schmetterling legt seine Eier auf der Oberseite der Blätter ab. Nach dem Ausschlüpfen der Raupen bohren sie sich in die Blätter und beginnen dort einen ca. 1 bis 2 mm langen Fraßgang anzulegen - sie minieren. Wenn die Raupen älter werden, wird die Mine fast kreisrund ausgebaut. Dort spinnen sie sich zur Puppe ein und entwickeln sich in ca. zwei Wochen zum Schmetterling.
Larve der Miniermotte
Pro Jahr kann es zu drei bis vier Generationen kommen. Aus jedem Gelege schlüpfen rund 40 Raupen. Ein Mottenweibchen der ersten Generation kann theoretisch - mit ihren "Kindern" und "Kindeskindern" - mehrere tausend Nachkommen pro Jahr haben.
Erste Spuren zeigen sich rund einen Monat nach dem Austreiben der ersten Kastanien- blätter. Wenn die Larven anfangen zu minieren, dann erkennt man die Gänge als weiße "Striche" in den Blättern. Die Larven fressen in den Kastanienblättern die Chloroplasten (die Blattgrünspeicher). Später kommt es zur Braunfärbung der Gänge, die sich auf das ganze Blatt ausdehnen kann. Bei stark befallenen Bäumen kann es bereits im Juli zum Blattabfall kommen. Damit ist die zum Leben notwendige Photosynthese für den Baum frühzeitig beendet.
Geschädigtes Blatt durch die Miniermotte Das bislang wirksamste Mittel gegen die Vermehrung der Miniermotte ist das zügige Beseitigen des Herbstlaubes. Denn die letzte Generation der Kastanienminiermotte überwintert in den Kastanienblättern. Im Frühling steigen hieraus die ersten Schmetterlinge wieder auf und der Kreislauf beginnt von Neuem. Interessant ist, dass ein Befall immer zuerst an den unteren Blättern festgestellt wird. Erst im Laufe des Jahres legt die Miniermotte ihre Eier auf die höher gelegenen Blätter im Baum ab. Da noch nicht vollkommen ausgeschlossen werden kann, dass die Kastanienminiermotte auch im Boden überwintert, empfiehlt es sich, das Kastanienlaub unmittelbar nach dem Abfallen zu entfernen. Das Laub sollte verbrannt, mindestens mit 30 cm Erde bedeckt oder einer professionellen Kompostierung (nicht zu Hause!) zugeführt werden. Da dem Baum durch Abharken der abgefallenen Blätter der Frostschutz am Boden genommen wird, ist es empfehlenswert, in privaten Gärten den letzten Rasenschnitt unter dem Baum zu verteilen. Auf diesem Weg kann man zumindest eine evtl. auch zwei Generationen an "seinem" Kastanienbaum stark eindämmen. Denn die Kastanienminiermotte muss erst wieder von nicht gepflegten Bäumen einfliegen.
Weitere Informationen zur Erkrankung der Kastanien finden Sie in dem Interview mit Dr. Barbara Jäckel vom Pflanzenschutzamt Berlin und Expertin für die Kastanienminiermotte. |